Es ist selbstverständlich, dass die Feuerwehr kommt...
Doch wer ist eigentlich "die Feuerwehr"?
Waren in den Gründungsjahren noch viele Landwirte, Handwerker und Kaufleute in den Reihen der Feuerwehr zu finden, so sind heute nahezu alle Gruppen der Gesellschaft in der Feuerwehr vertreten.
Vom Schüler und Studenten über den Arbeiter, Facharbeiter und Handwerksmeister, dem Angestellten, dem Kaufmann bis zum Verwaltungsfachmann, dem Informatiker und Bilanzbuchhalter sind viele und damit auch unterschiedlichste Berufsgruppen in der Feuerwehr vertreten.
Besonders in den letzten Jahren sind die Anforderungen an die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr enorm gestiegen. Nicht nur die Führungskräfte müssen sich mit der unterschiedlichsten Feuerwehrtechnik, sondern auch mit vielen Rechtsfragen und diversen Verwaltungsthemen auseinander setzen. Auch wenn die originäre Aufgabe der Feuerwehr – das Löschen von Bränden – immer mehr in den Hintergrund tritt und in der Statistik längst von Einsätzen im Rahmen der technischen Hilfe überholt worden ist, so hat sich auch in diesem Bereich die taktische Vorgehensweise und die eingesetzte Technik enorm verändert. Aber auch andere Themen wie z. B. ABC-Einsätze, Großschadenslagen und Szenarien zum Massenanfall von Verletzten (MANV) müssen heute von den Feuerwehrkameraden beherrscht werden.
Da sich die Anforderungen fortlaufend verändern und auch die Erwartungshaltung der Gesellschaft gegenüber der Feuerwehr stark angestiegen ist, ist es heute nicht mehr möglich, das gesamte Einsatzund Aufgabenspektrum mit dem sog. »Allround-Feuerwehrmann« abzudecken. Viel mehr versuchen wir heute die Kameradinnen und Kameraden – auch unter dem Aspekt ihrer persönlichen Neigung und Stärke – in feuerwehrspezifischen Fachgebieten zum Experten zu machen, um dann im Einsatzfalle aus einer Kombination der Fachleute eine starke und schlagkräftige Mannschaft zu formen.
Die dadurch entstehende Belastung durch Aus- und Fortbildung ist entsprechend nicht von der Hand zu weisen. Durchschnittlich kommt der »normale« Feuerwehrmann heute auf ca. 50 bis 70 Stunden im Jahr, die allein im Rahmen der Ausbildung innerhalb der Feuerwehr anfallen. Hinzu kommen regelmäßige Besuche von Lehrgängen und Seminaren an der Kreisfeuerwehrschule in Rheda-Wiedenbrück, Ortsteil St. Vit, sowie am Institut der Feuerwehr NRW in Münster. Je nach Erreichbarkeit und Verfügbarkeit kommen hierzu bis zu 70 Einsätze oder fast 100 Einsatzstunden für den einzelnen Feuerwehrmann / die einzelne Feuerwehrfrau. Hat der Kamerad / die Kameradin weitere Sonderaufgaben übernommen, wie z.B. Aufgaben in der Funkwerkstatt, als Gerätewart, Atemschutzgerätewart, Kassierer und Schriftführer oder sich zur Mitarbeit in verschiedenen Arbeitskreisen bereit erklärt, so ist die Auflistung der geleisteten Stunden fast nicht mehr möglich.
Für eine Aufgabe, die freiwillig, unentgeltlich und ehrenamtlich übernommen wird, ist das schon eine starke Leistung!
Ist es daher wirklich selbstverständlich, dass die Feuerwehr kommt?
JA
solange sich immer noch Männer und Frauen finden, die freiwillig und ehrenamtlich ihre Freizeit opfern, um sich in den Dienst am Nächsten zu stellen.
JA
solange es immer noch Partnerinnen und Partner gibt, die akzeptieren, dass der Feuerwehrmann/die Feuerwehrfrau oft nicht zu Hause ist, weil er/sie auf Ausbildungsdiensten, Lehrgängen, Dienstbesprechungen, Vorstands- oder Arbeitskreissitzungen ist.
JA
solange es Arbeitgeber gibt, die den Feuerwehmann/die Feuerwehrfrau im Einsatzfalle wie selbstverständlich von der Arbeit freistellen, damit er/sie schnellstmöglich in Not geratenen Menschen zur Hilfe eilen kann.
JA
solange es immer noch Menschen gibt, die als Partnerinnen/Partner oder als Familien den notwendigen Rückhalt geben und den Feuerwehrmann/die Feuerwehrfrau unterstützen und ihm/ihr den Rücken freihalten.
JA
solange es immer noch Menschen gibt, die bereit sind, sich für Mitmenschen, die in Not geraten sind, einzusetzen, um sich in der Feuerwehr zu engagieren.
JA
solange es immer noch Feuerwehrkameradinnen und –kameraden gibt, die auch bereit sind, Verantwortung in der Feuerwehr zu übernehmen, die sich ausbilden lassen, um dafür sorgen zu können, dass nicht nur dem Bürger geholfen wird, sondern auch alle Kameradinnen und Kameraden wohlbehalten aus dem Einsatz zurückkehren.
Der Bürger geht davon aus, dass er professionelle und eine gut organisierte Hilfe bekommt, wenn er den Notruf 112 wählt. Darauf darf er auch vertrauen. Was jedoch viele nicht wissen:
Die Hilfe, die sie durch die Feuerwehr in Verl bekommen, wird ausschließlich freiwillig und ehrenamtlich geleistet!
Heute ist keiner der Feuerwehrkameradinnen und –kameraden hauptberuflich bei der Feuerwehr der Stadt Verl beschäftigt. Alle werden im Einsatzfalle von ihrem eigentlichen Arbeitsplatz, aus der Freizeit, aus dem Urlaub, von zu Hause, vom Sport oder von der Familienfeier per Funkmeldeempfänger abgerufen und eilen zum Feuerwehrgerätehaus, um sich dort mit der Einsatzkleidung auszurüsten und dann mit dem Feuerwehrfahrzeug zur Einsatzstelle zu fahren.
Informationen aus dem Brandschutzbedarfsplan
Hierbei gelten auch für die Freiwillige Feuerwehr Verl Normen, an denen wir gemessen werden:
So sind im aktuellen Brandschutzbedarfsplan der Stadt Verl folgende Vorgaben festgelegt:
Bei einem sog. »zeitkritischen Einsatz«, d.h. einem Einsatz, bei dem Menschenleben in Gefahr sind, muss die Feuerwehr Verl innerhalb von 8 Minuten mit mindestens neun Einsatzkräften an fast jedem Ort in der Stadt Verl eingetroffen sein – weitere sieben Einsatzkräfte müssen nach spätestens 13 Minuten vor Ort sein. Für die Freiwillige Feuerwehr Verl gelten hier dieselben Rahmenbedingungen wie für Berufsfeuerwehren und Hauptamtliche Wachen in NRW.
Wenn man jedoch bedenkt, dass wir als Freiwillige Feuerwehr im Alarmfalle erst von der Arbeit, von Zuhause, vom Sport oder aus der Freizeit zum Gerätehaus fahren müssen, um dann von dort zum Einsatzort auszurücken, so ist die Zeit von acht Minuten schon eine ziemliche Herausforderung.
Etwas zum Nachdenken
Daher ist es schade, wenn einige Bürgerinnen und Bürger den Einsatzfahrzeugen, die mit Blaulicht und Martinhorn zum Einsatzort unterwegs sind, nur kopfschüttelnd und mit zugehaltenen Ohren hinter her sehen, ohne zu wissen, dass die Feuerwehr zu einem Wohnungsbrand alarmiert worden ist, bei dem sich noch Menschen in der Wohnung befinden.
Da ist jede Sekunde kostbar, um Menschenleben zu retten!
Aber haben diese Bürgerinnen und Bürger auch schon mal daran gedacht, dass die Feuerwehrkameradinnen und -kameraden wenige Minuten vorher
auch noch selbst mit der Familie in der Eisdiele gesessen haben und die Frau/der Mann jetzt mit den Kindern (mal wieder) allein nach Hause geht?
mit Freunden im Garten zusammen gegrillt und Spaß gehabt haben?
noch im Freibad gelegen und die Sonne genossen haben, bevor der Meldeempfänger ausgelöst hat und sie direkt aus dem Wasser zum Gerätehaus geeilt sind?
eigentlich mit den Kindern einen Ausflug machen wollten, der nun wieder mal ausfällt?
bei diesem heißen Wetter eigentlich viel lieber mit den Kindern im Pool geplantscht hätten?
Leider beschweren sich auch immer wieder Mitbürger darüber, wenn die Einsatzfahrzeuge in der Nacht mit viel Radau durch die Stadt fahren. Vielleicht sollten diese auch mal darüber nachdenken, dass
die Einsatzkräfte selber vor wenigen Minuten noch genauso friedlich geschlafen haben, wie sie selber.
die Einsatzkräfte genauso um sechs Uhr wieder raus müssen, um zur Arbeit zu gehen, wie sie selber
die Einsatzkräfte dann müde und kaputt zur Arbeit geben, weil sie nach dem Einsatz nicht mehr schlafen konnten, weil man eben nicht mehr so gut schläft, wenn man schwerverletzte Menschen aus einem PKW befreit hat
nicht nur die Feuerwehrkameradinnen/-kameraden aus dem Schlaf gerissen wurden, sondern auch die Familien häufig wach werden und auch erst dann wieder schlafen können, wenn der Partner gesund und wohlbehalten vom Einsatz zurückgekommen ist.
Glauben Sie wirklich, wir machen das nur, um Sie zu ärgern?
Nein, wir wollen schnellstmöglich helfen und sind auch nur dann so laut unterwegs, wenn es wirklich »brennt«!«